Hammertag am 18.04.2016

Am Montag den 18.04.2016 haute unser Keks mal so richtig einen raus.
Hier ist sein Bericht:

Samstagabend beim gemütlichen Bier in netter Runde auf dem Kloster Kreuzberg war schon aufgrund der Wettervorhersage und der guten Stimmung klar: Am Montag kann ein richtig guter Flugtag für uns Kreuzbergflieger werden. Also beschlossen Uli Klebl und ich (wir beide hatten zum Glück Urlaub) gemeinsam am Montagmorgen um 10:45 Uhr  an den Westhang Wasserkuppe zu fahren. Im Auto machte Uli noch Witze: „Hast Du eigentlich ein tschechisches Wörterbuch dabei? Heut geht’s bis Cheb! Naja träumen darf man ja noch, oder? Natürlich kamen da aber auch gleich Gedanken auf wie: „Wahrscheinlich ist der Flug aufgrund eines taktischen Flugfehlers wieder einmal viel zu früh vorbei!“.

Das mit dem guten Wetter hatte sich anscheinend herumgesprochen. Um 1130 hatten sich schon so einige bekannte Gesichter am Westhang eingefunden. Bamberger,- Hammelburger,- und natürlich einige Rhöner Flieger. Man sammelte sich aber nicht nur am Hang – nein, man traf sich auch gelegentlich beim gemeinsamen „Blasen entleeren“ am Busch nebenan. Das betraf vor allem diejenigen, welche kein Urinalkondom benutzen. Es sollte ja heute ein paar Stunden fliegen gehen…

Das Wolkenbild war vielversprechend, ein Pilot war schon an der Wolkenbasis. Also haute ich mich um ca. 1200 Uhr raus und konnte auch gleich zusammen mit Uli K. den Startplatz um ein paar hundert Meter überhöhen. Jedoch wurden wir gleich darauf wieder zur Landung gezwungen da ein Helikoptereinsatz angekündigt war – leider aufgrund eines sehr guten und sehr erfahrenen Fliegerfreundes der sich verletzte. Markus Rausch informierte uns vom Startplatz über Funk. Hier geht nun mal die Sicherheit und natürlich die Erste Hilfe vor!

Nachdem der ADAC-Rettungshubschrauber den Startplatz wieder verlassen hatte und obwohl wir mit den Gedanken noch bei unserem verunglückten Fliegerfreund waren, entschieden Uli Klebl und ich dennoch zu starten. Um 13:49 Uhr ging’s los – den Kopf wieder freifliegen!
Uli konnte sofort bis zur Basis aufdrehen während ich mich auf Startplatzhöhe abmühte. Es ging einfach nicht so richtig hoch. Daher funkte mir Uli zu er fliege jetzt los, gibt mir während des Fluges ständige Positionsmeldungen, so dass wir uns zu einem späteren Zeitpunkt evtl. wieder treffen können. Ca. 30 Minuten später schaffte ich es ebenfalls an die Basis und ich machte mich auf den Weg Richtung Fladungen. In Fladungen angekommen waren auch unser „Präsi“ Uli Schmeck und Markus Rausch gestartet und hatten Basishöhe erreicht. Uli Klebl flog eine südlichere Route während ich eine Nördlichere wählte.

Genial waren die ständigen Positionsmeldungen über Funk. So konnten wir uns ständig ein Bild machen wo wir uns befanden. Vielleicht treffen wir uns ja wirklich noch…

Als wir auf Höhe Meiningen angekommen waren versenkte sich leider Markus in Oberelsbach. Uli Schmeck gab Vollgas und holte mit großen Schritten auf. Jetzt kommunizierten wir zu dritt über Funk. Wirklich ein hilfreiches Tool.

6 km westlich von Hildburghausen hatten Uli Klebl und ich endlich Sichtkontakt. Die Freude war so groß, so dass ich ein wenig die Konzentration verlor und mich fast versenkte. Ich auf 900m über Grund, Uli an der Basis auf 2115m und mit Vollgas gen Osten. Na Klasse! Jetzt heißt es „Zähne zusammen beißen“ und volle Konzentration. Uli machte mir noch über Funk Mut. Irgendwie hat’s geholfen, ich erwischte einen super Bart der mich an die Basis brachte. Und wie es so oft im Fliegerleben vorkommt, mal der Eine oben und der Andere unten, Minuten später wieder umgekehrt, konnte ich 40 Minuten später bei Eisfeld einen Bart ausdrehen während Uli aufgrund sich auflösender Wolken zum Landen gehen musste. Meine „Anfeuerungen über Funk“ waren erfolglos. Trotzdem glücklich nach 77km gelandet, wir hatten das zuvor am Westhang auch anders erlebt und dies schwirrte teilweise immer noch in unseren Köpfen herum, wünschte mir Uli alles Gute und ich solle einen „raushauen“. Er machte sich derweil per Anhalter und Zug auf den Heimweg.

„Naja, schau ma mal“ dachte ich mir. Die Voraussetzungen dafür wurden immer besser und es bildeten sich mehr und mehr schöne Wolkenstraßen. Uli Schmeck war bis dato 30km hinter mir und aufgrund der Reichweite konnte ich nur noch Bruchstücke von seinen Funksprüchen vernehmen. Leider  musste auch er eine Stunde später nach 84km ostwärts von Eisfeld in den Endanflug.

Bei Sonneberg entschied ich mich entlang des Thüringer Waldes zu fliegen da hier die Wolkenstraße ausgeprägter war. Dort angekommen „beamte“ es mich sofort bis unter die Basis. Ohren anlegen und beschleunigen um nicht eingesaugt zu werden war hier kein Einzelfall, wobei es nie gefährlich wurde!

Der Wind kam jetzt immer mehr aus Nord. Eine Baustelle hatte ich noch. Den Luftraum HX bei Hof. Ich hätte ihn evtl. überfliegen können (GND 0m – 1066m) wollte aber das Risiko einer Luftraumverletzung keinesfalls eingehen. So umflog ich ihn auf einem etwas südlicheren Kurs, was etwas Zeit und Strecke gekostet hatte (Klagen auf hohem Niveau :-)).

Die letzten 20km waren einfach nur Genussfliegen. Mehr oder weniger im Trimmflug und Nullschieber ging es mit über 50 km/h bis kurz vor die tschechische Grenze. Tschechische Grenze? Cheb? Da war doch was … 🙂

Kaum gelandet erhielt ich umgehend alle Informationen für die Heimreise von Uli Klebl via Telefon: Wann, wie und wo bekomme ich den nächsten Zug in die Heimat, wer holt mein Auto an der Wasserkuppe, ja sogar eine persönliche Abholung, sofern ich keinen Zug mehr nach Hause bekommen sollte wurde mir angeboten. Das nenne ich Service und Kameradschaft!!! Was ein Glück, war mein Handy-Akku zwischenzeitlich nun fast leer. Einige hatte meinen Flug über mein Spot-Tracking mitverfolgt und mitgefiebert.

Nachdem mich zu meinem großen Glück ein sehr netter Herr schnurstracks zum Bahnhof nach Marktredwitz gefahren hatte, erreichte ich den letzten Zug um 20:09 Uhr und kam um 00:20 Uhr in Bad Neustadt an. Uli Klebl nahm mich freudenstrahlend in Empfang und überreichte mir gleich das längst überfällige Landebier. Uli  Schmeck konnte ebenfalls die Heimreise mit dem Zug über Bamberg antreten, wobei er noch den ein oder anderen Gleitschirmflieger unterwegs traf.

Fazit:

  • Um 13:49 Uhr gestartet und um 19:32 Uhr gelandet.
  • Fliegerisch gesehen wirklich ein genialer Tag!
  • Erst um 13:49 Uhr gestartet und eine Strecke von 176 km zurückgelegt!
  • An diesem Tag hat man wieder einmal gesehen was Kameradschaft bedeutet!

Danke an alle Beteiligten für die super Unterstützung und besonderen Dank an Uli Klebl der uns Streckenflieger einsammelte bzw. uns an den verschiedensten Bahnhöfen abholte. Uli, beim nächsten Mal bin ich wieder mit dem Abholen dran. Nein, noch besser: Wir landen gemeinsam und genießen zusammen das verdientes Landebier!

Zum Glück ging’s nicht nach Tschechien, da ich die Lufträume für Tschechien nicht geladen und kein tschechisches Wörterbuch dabei hatte, haha! ….. beim nächsten Mal bin ich vorbereitet 😉

Warum der Bericht?

  • Um andere zu motivieren ebenfalls wegzufliegen, auch wenn man vorher x-mal abgesoffen ist.
  • Wegfliegen lohnt, auch wenn es schon spät ist.
  • Damit nicht die gleichen Fehler gemacht werden:
  • Handy vor dem Flug voll aufladen/ggf ausschalten
  • Handyladekabel mit 230V Adapter (Möglichkeit zum Aufladen des Handys im Zugabteil) oder kleine Powerbank im Gepäck
  • Weil’s einfach so schön ist…

Hier findet Ihr meinen Flug im DHV-XC.

Ich wünsche allen immer eine gute Landung!
Euer Markus Kößler, alias Keks